14. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Lukas (10,1-9)

 

Jesus nimmt Menschen in seinen Dienst. Er schickt sie, überall vom Reich Gottes, vom Kommen Gottes zu reden, so wie er. Sie sollen Menschen dafür offen machen, dass Jesus selbst in ihr Leben kommen kann. Das war nicht nur die Aufgabe der zwölf Apostel, sondern von 72 Personen ist da die Rede. Jesus gibt ihnen Ratschläge, damit sie ihre Aufgabe - in der damaligen Zeit - gut erfüllen können und sich nicht durch Nebensächlichkeiten davon abhalten lassen. Und sie sollen sich nichts vormachen: Ihre Aufgabe wird nicht leicht sein. Sie werden Gegenwind bekommen, vielleicht in bedrohliche Situationen geraten: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“

Trifft all dies auch heute auf uns zu? Das Bewusstsein, auch heute von Jesus beauftragt zu sein, ist irgendwie verloren gegangen. Irgendwann hat man in der Kirche angefangen zu glauben: Nur bestimmte Männer und Frauen sind von Jesus als Missionare gesandt: nämlich Priester und Ordensleute, die so genannten ‚Experten für den Glauben‘. Da ist etwas schief gelaufen. Jesus hat nicht nur die zwölf Apostel gesandt, sondern auch 72 andere Männer und Frauen, die zu ihm gehörten. Jeder, der sich selbst als Christ betrachtet, bekommt von Jesus einen Auftrag, steht in seinem Dienst. Ich habe einen Auftrag!

Jesus wollte den Menschen zeigen: Für ein erfülltes und gelungenes Leben braucht ihr Gott.  Es gibt viele Menschen, auch in unserer nächsten Umgebung, die mit Gott nichts anfangen können. Es gibt viele Menschen, denen es gleichgültig ist, ob es Gott gibt oder nicht, ob die Botschaft von Jesus wirklich wahr ist oder nicht. Viele scheinen ohne Gott gut leben zu können. Der Glaube an Gott scheint an Bedeutung verloren zu haben.

Deswegen ist es die wichtigste Botschaft Jesu an alle Menschen in dieser Welt: Gott sucht euch, er wendet sich euch zu. Er will euch befreien von eurer Angst und Traurigkeit, von eurer inneren Leere und Vereinsamung. Er mag euch. Er nimmt euch so an, so wie ihr seid, immer wieder, auch dann, wenn ihr noch so schuldig werdet. Wenn ihr euch bei ihm geborgen fühlt, trotz allem, dann findet ihr die tiefe innere Ruhe, den tiefen Frieden. Wahrer Frieden bedeutet, in Einheit mit Gott, mit ihm verbunden, zu leben. Und dieser innere Friede macht euch fähig, miteinander in Frieden zu leben. Es ist ein Friede, den die Welt nicht geben kann. Es geht um mehr als ein Schweigen der Waffen. Es geht um einen inneren Frieden, tief im Inneren des Menschen. Oft hat man das Gefühl: Der Mensch von heute ist ein Zerrissener, er läuft vor sich selbst davon.

Was hier, in diesem Evangeliumsabschnitt auffällt ist, dass Jesus sagt: „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!“ Eine Friedensbotschaft steht im Zentrum. Können wir uns das vorstellen, gerade jetzt, wo in Europa seit Jahren Krieg geführt wird? Und nicht nur in Europa! Herrscht unter den Menschen nicht eher Unruhe, weil sie sich - trotz großen materiellen Wohlstands - unsicher, sich in ihrer Existenz bedroht fühlen? Herrscht nicht ein Gefühl der Angst und deswegen Aggression, weil jeder andere eine Bedrohung sein kann?

Gleichgültigkeit, Ablehnung, Angst, Rivalität bestimmen das Leben vieler Menschen. Schon im 16. Jh hat ein englischer Philosoph gesagt: Homo homini lupus - der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Bekommt man nicht auch heute, in unserer modernen Gesellschaft, immer mehr diesen Eindruck?

Die Botschaft Jesu ist für die heutige Welt, für unsere Mitmenschen um uns herum, lebenswichtig. Natürlich: Viele werden das nicht annehmen, es sogar lächerlich finden. Aber dann sollen wir - wie Jesus sagt - „den Staub von unseren Füßen schütteln“ und vertrauensvoll weitermachen. „Ich sende euch“, sagt Jesus. Und wie sollen wir auf unsere Mitmenschen zugehen?

Ein Dichter hat es so formuliert:

Du hast Chancen, mich zu überzeugen, dass es Gott gibt.

Aber nicht durch Wortschwall, durch Pathos, nicht durch glänzende Organisation,

nicht durch jahrhundertealte Bauwerke,

nicht durch Orgelmusik, durch Kirchenchöre,

nicht durch soziale Leistungen.

Nur deine Wahrhaftigkeit und Liebe können mir beweisen, dass es Gott gibt und dass dein Glaube an ihn dich zu einem neuen Menschen macht.

 

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